„Wir sind eine große Familie“ – diese Maxime wird im Kinderdorf Aldea Infantil Westfalia freudig gelebt. Kinderdorfkinder, die erwachsen werden, erhalten deshalb nach dem Schulabschluss noch eine Ausbildung oder ein Studium, bevor sie mit finanzieller Unterstützung und wertschätzender Begleitung ins selbstständige Leben entlassen werden. Gern kehren sie immer wieder ins Kinderdorf zurück, um ihre Familien zu treffen und dort Rat und menschliche Nähe zu finden.
Inklusion als Pilotprojekt
Für jene jungen Menschen, die mit einem selbstständigen Erwachsenenleben überfordert wären, hat das Kinderdorf vor zehn Jahren ein eigenes Refugium geschaffen: Nach langen Verhandlungen hatten die peruanischen Behörden eingewilligt, inklusive Werkstätten als Pilotprojekt zu genehmigen. Tatkräftig unterstützt vom Rotary Club „Miraflores“ aus Lima und der peruanischen
NGO „PanSoy“, entstanden im Kinderdorf zwei „Micro-Empresa“. Hier finden herangewachsene Kinderdorfkinder mit Handicap eine wertschätzende und bezahlte Arbeit – ganz nach ihren persönlichen Möglichkeiten.
Goldenes Handwerk
Heute sind die beiden inklusiven Kleinbetriebe, in denen je fünf bis acht junge Menschen gemeinsam mit handwerklichen Fachkräften arbeiten, aus dem Kinderdorfleben nicht mehr wegzudenken: Die Bäckerei „Iskay Kori“ (Quechua: die goldene Zwei) versorgt das ganze Dorf mit Brot, Brötchen, Kuchen und Alfahores (peruanische Plätzchen) und verkauft auch ins Umland.
Im Kunsthandwerksbetrieb „Iskay Nawi“ (Quechua: die goldenen Augen) sind geschickte Feinmotorik, Spaß am Umgang mit Farben und Formen und Kreativität gefragt: Hier entstehen textile Handarbeiten nach traditionellen vorhispanischen Motiven. Die bunten Mützen, Taschen, Accessoires und Dekoartikel verkaufen sich auf den umliegenden Märkten und sind auch bei Stadtfesten in Cieneguilla sehr gefragt.
