Jungenwohnen

Regelwohngruppe
Plätze: 10
Aufnahmealter: 6 bis 12 Jahre
Rechtsgrundlage: §§ 27, 34 SGB VIII, bei Bedarf i. V. m. § 35a SGB VIII

Aufgenommen werden Jungen,

  • denen weitere familiäre Erfahrungen nicht zugemutet werden können
  • die massive Vernachlässigung und / oder Gewalterfahrung erlebt haben
  • die eine auffällige Verhaltenssymptomatik, Traumatisierungen, Schulverweigerung zeigen
  • die in ihren Beziehungs- und Bindungsfähigkeiten erheblich eingeschränkt sind

Von der Aufnahme ausgeschlossen sind Kinder und Jugendliche,

  • die auf eine Barrierefreiheit angewiesen sind.

Pädagogisches Konzept:

Unsere Jungenarbeit nimmt Lebenslagen von Jungen auf, um sie, wo möglich, positiv zu erweitern/verbessern sowie Auseinandersetzungsräume mit ihrem anderen Geschlecht anzubieten. Jungenarbeit als offener Prozess soll aktuelle Neukonstruktionen des Junge-Seins ermöglichen. Durch die Tatsache der geschlechtlich homogenen Unterbringung stehen geschlechtsspezifische Themen in einem besonderen Fokus.   Ziele Jungenarbeit hat das Ziel, Lebenslagen von Jungen aufzunehmen und, wo möglich, positiv zu erweitern. Primäres Ziel von Jungenarbeit und Jungenpädagogik ist deshalb,

  • Lebenslagen von Jungen zu verbessern;
  • Auseinandersetzungsräume mit ihrem Geschlecht anzubieten;
  • Aneignungs- und Bewältigungsformen zu finden;
  • Geschlechtsidentitäten prozesshaft und dynamisch (weiter) zu entwickeln;
  • die Bewältigung geschlechtsbezogener Konflikte, die aus der Kindheit übriggeblieben sind;
  • die Überwindung unzulänglicher und unrealistischer Vorstellungen über gelebtes Mannsein und – damit zusammenhängend – der Reduktionen und Fixierungen (z.B. auf Beruf, reduzierte Männlichkeitsbilder) als Folgen biografischer Erfahrung und
  • die Abgrenzung von der Vätergeneration, die Gestaltung von Beziehungsformen zu älteren Generationen und der Aufbau eines stabilen generationsbezogenen Selbstwertgefühls.

Auf Basis der im Hilfeplan festgelegten Ziele werden die pädagogische Hilfe und Betreuung individuell an die Bedürfnisse jedes Jungen angepasst. Durch die Tatsache der geschlechtlich homogenen Unterbringung stehen geschlechtsspezifische Themen in einem besonderen Fokus:

  • Identitätsentwicklung
  • bisherige Erfahrungen
  • Rollenvorbilder
  • die soziale Integration (etwa in Bezug auf Arbeit und Beruf)
Setting

Jungen / männliche Jugendliche, die für eine Aufnahme infrage kommen, werden an ihrem Lebensort besucht. Dieser wird eingeschätzt, Gespräche mit den Eltern und weiteren Verwandten der Familie werden nach Möglichkeit geführt und Freunde werden kontaktiert, um zu einem möglichst umfassenden Bild zu kommen. Ein Besuch in der Schule sowie Gespräche mit den dortigen Lehrern gehören ebenfalls zum Aufnahmeprozedere.

Jungenarbeit und Jungenpädagogik als offene Prozesse sollen (im Rahmen des sozial Möglichen) die aktuelle Neukonstruktion des Junge-Seins ermöglichen. Vom pädagogischen Ansatz aus bedeutet Unterstützung in Lebensbewältigungsprozessen, sie auch als Jungen wahrzunehmen, ohne sie darauf zu reduzieren, und dabei vor allem die Unterschiede zwischen Jungen zu erkennen und ihre geschlechtsbezogenen Aneignungskompetenzen zu stärken (Selbstsozialisation, Handlungs- und Bewältigungskompetenzen).

Möglichkeiten dazu gibt es sowohl alltäglich, quasi als Arbeit in der „passenden Situation“ oder im richtigen Augenblick, als auch im gezielten Schaffen von Situationen, Anregungsräumen und Milieus für ein balanciertes Junge-Sein. Zu den Potenzialen und Ressourcen der Jungen gehören auch Bezüge zur körperlichen Schönheit und ein Verständnis männlicher Körperlichkeit (Muskeln, Stärke, Körperspannung und -entspannung). Weitere Ressourcen können körperliche Aneignungs- und Bewältigungsformen bieten (Sport, Aktivität, Raufen, faires Kämpfen, Erlebnispädagogik, aktive Entspannung).

Die Begegnung mit „anderen“ Männern und Vaterersatzfiguren bzw. „anderen“ Frauen und Mutterersatzfiguren soll biografische Defizite korrigieren. Altershomogene Gruppen können dabei als Halt und Heimat gelten. Es ist von Bedeutung, dass das Setting über besondere Potenziale verfügt:

  • das „Sich-einfühlen-Können“ in die emotionale Befindlichkeit, die Lebenssituation und die Bewältigungsversuche von Jungen; die Fähigkeit, geschlechtsbezogene Anerkennung (als soziale Begrenzung, als Spiegelung, als Fremdwahrnehmung usw.) und eine Rückmeldung geben
  • die besondere Betrachtung des Jungenalltags außerhalb der Einrichtung in ihren sozialräumlichen Bezügen (Cliquen, Peers), familiären Dispositionen und Lebensentwürfen

Geschlossenheit, Verbindlichkeit und ein konsistentes gruppenpädagogisches Setting ermöglichen Gruppenarbeit, in der gezielte pädagogische und sozialtherapeutische Angebote Platz finden. Es besteht die Möglichkeit, an kulturellen Produktionen in Verbindung mit jugendkulturellen Zugängen über Musik, Video, Theater oder neue Medien, Jungenpädagogik im ruhigen Segment oder über darstellende, rollenbezogene und aktivierende Methoden, teilweise auch Einzelarbeit, teilzunehmen.

Die der individuellen Problemsituation angemessene Zusammenarbeit mit der Herkunftsfamilie bzw. anderen wichtigen Bindungspersonen der Kinder / Jugendlichen ist integrativer Bestandteil aller Hilfen zur Erziehung und erfolgt in verschiedener Form:

  • Erarbeitung eines Arbeitsbündnisses und Erziehungsauftrags mit den Eltern
  • Beteiligung an der Diagnostik, Anamnese und Hilfeplanung
  • Einzelgespräche mit den Eltern / wichtigen Bezugspersonen
  • Informationen über die Entwicklung des Kindes / Jugendlichen in der Einrichtung

Ihre Ansprechpartnerin:

Ines Krause
Bereichsleiterin
Tel.: 05263/ 9471-18
Mobil: 0160/84 33 41 5
E-Mail: ines.krause@wekido.de