Peru: Kinderdorf-Schule wächst und gedeiht

Schulbesuch macht Spaß: Grundschullehrerin Violetta Rodriguez inmitten ihrer Schulkinder.

Unruhige Zeiten in Peru

Seit Dezember 2022 bestimmt im Andenstaat Peru eine politische Krise den Alltag, die inzwischen landesweit zu immer größeren Demonstrationen und Protestaktionen führt.

In unserem Kinderdorf geht das Leben für die Kinder indessen fast normal weiter:  Die abgeschiedene Lage am Fuße der Anden und der hohe Selbstversorgungsgrad des Dorfes ermöglichen weiterhin ein friedliches Leben im Aldea Infantil Westfalia.

Das Dorfleitungsteam wächst in diesen Tagen über sich hinaus, um trotz aller Unruhen notwendige Versorgungsgüter ins Dorf zu holen. Es gilt, das Kinderdorf komplett aus dem aktuellen Protestgeschehen herauszuhalten.

Trotz aller Sorgen und Schwierigkeiten schenkt das Team den Kindern weiterhin die Verlässlichkeit und Geborgenheit, die diese für eine gesunde Entwicklung brauchen.

 

Fünf Jahre Westfalia-Helma-Schule

2017 gründete das peruanische Kinderdorf Aldea Infantil Westfalia eine eigene Grundschule bis Klasse sechs. Zum Jahreswechsel blickte das Team positiv auf die Entwicklungen der letzten Jahre zurück: Die neue Schule wird auch durch Familien aus der Nachbarschaft gut angenommen und wächst stetig. Begonnen hat die Schule 2017 mit einer Klasse. Jedes Jahr kam ein neuer Jahrgang hinzu. Nun befindet sich der erste Jahrgang im Abschlussjahr.

Inzwischen hat sich in der Region herumgesprochen, dass hier engagierte Lehrkräfte und ein guter Lehrplan auf die Kinder warten. Für viele Kinder aus der Umgebung stellt die nach der Montessori-Pädagogik arbeitende Grundschule zudem die nächste erreichbare Schule dar.

 

Schulgeldzahlung ist notwendig

Bildung wird in Peru als Privileg gesehen. Während die Kinderdorfkinder spendenfinanziert die dorfeigene Grundschule besuchen, bezahlen die externen Schülerinnen und Schüler für den Besuch der Westfalia-Helma-Schule ein monatliches Schulgeld. Die Schule finanziert damit die Lehrkräfte, Lernmaterialien, die Unterhaltung des Schulgebäudes und organisiert auch das Mittagessen. Der peruanische Staat steuert für den Betrieb dieser staatlich genehmigten Schule keinerlei Mittel bei.

Einige der Eltern stellt dieses Schulgeld durchaus vor Herausforderungen. Diese Situation erfordert gegenseitiges Verständnis: Die Schule akzeptiert, dass manchmal erst später – zum Beispiel nach der Ernte – bezahlt werden kann. Und die Eltern bezahlen, sobald es ihnen möglich ist. Eines Tages kam ein Vater mit seinem Sparschwein in die Schule, das er zerschlug, um das monatliche Schulgeld zu bezahlen. Er meinte: „Die Zukunft meines Sohnes ist es wert.“

 

In bunter Schuluniform: Diese junge Lehrerin erklärt gerade einer Schülerin die nächste Aufgabe.

Das Kind im Mittelpunkt des pädagogischen Handelns

Die Westfalia-Helma-Schule nimmt auch Kinder an, die von anderen Schulen verwiesen wurden. Das pädagogische Team ist an jedem der Kinder interessiert, nimmt Anteil an ihren Lebensumständen und geht auf ihre individuellen Besonderheiten ein. So kann es sogar Kindern zu Bildung und Teilhabe verhelfen, die zuvor durchs Raster fielen.

Wie zum Beispiel ein sehr lebhafter, impulsiver Junge, der auf Grund seine sprunghaft-vitalen Persönlichkeit bereits staatliche und private Schulen verlassen musste. Nun besucht er seit einiger Zeit die Westfalia-Helma-Schule.
„Dank dem Kinderdorf, der Helma Westfalia Schule und ihrem Lehrerteam fühlt mein Kind sich jetzt wohl, froh und lernt dazu viel mehr als in seiner vorigen Schule“, bedankte seine Mutter sich kürzlich beim Schulteam. „Vielen Dank, dass es euch hier gibt!“

 

Die Westfalia-Helma-Schule

Diese Grundschule bis Klasse sechs wurde 2017 auf dem Gelände des Aldea Infantil Westfalia Kinderdorfs in Peru gegründet. Sie arbeitet mit Montessori-Pädagogik und steht den Kinderdorfkindern sowie Kindern aus umliegenden Dörfern offen. Die Grundschullehrerin Violetta Rodriguez hat zuvor über viele Jahre den kinderdorfeigenen Kindergarten geleitet und sich dann zur Grundschullehrerin weitergebildet.

Dank der eigenen Schule erhalten nun alle neu ins Kinderdorf aufgenommene Kinder im Schulalter sofort schulische Bildung: Viele erhalten erst nach Monaten Papiere, dürfen aber ohne Ausweispapiere keine öffentliche Schule besuchen. Die dorfeigene Schule steht ihnen nun sofort offen.

Weitere Infos zum Kinderdorf in Peru und zur Schule erhalten Sie hier.

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