Schemapädagogik für den Alltag
Praxisnahe Schulung für unsere pädagogischen Mitarbeitenden
In unseren Kinderdörfern Niedersachsen und Lipperland wollen wir im Betreuungsalltag noch stärker mit dem schemapädagogischen Ansatz arbeiten. Deshalb stehen aktuell wieder Schulungen für die Mitarbeitenden auf dem Plan.
Der Fokus von Schulungsleiterin Antonia Bentler liegt klar auf der Praxisanwendung: „Ich möchte den Pädagogen einen Koffer mit Materialien und Möglichkeiten an die Hand geben, die sie sofort in alltäglichen Arbeitssituationen nutzen können“, erklärt die Schemapädagogin.
Viele Methoden dienen der Beziehungsarbeit, die den Grundstein pädagogischen Arbeitens bildet.
Ein Koffer voller Möglichkeiten
Im Koffer liegen viele Anleitungen und Materialien, darunter einige kleine bunte Stühle. Diese kommen zum Beispiel zum Einsatz, wenn ein Kind in seinen Bewältigungsmodus verfällt, der es zu Aggressionen veranlasst, wie das Zertrümmern von Gegenständen. Nach der Krisensituation nimmt die Fachkraft Kontakt auf. Im Rollenspiel trennt die pädagogische Fachkraft das Verhalten – hier den „Zerstörer“ – von der Person des Kindes.
Das Kind erlebt, dass es als Person akzeptiert ist und dass nur die Zerstörer-Rolle fehl am Platz ist. Durch die Bewusstwerdung der Rolle lernt es, dass es nicht immer der Zerstörer sein muss, sondern seine Rolle auswählen kann.
Roter Knopf wird grün
Auch ein roter Knopf spielt in der Schulung eine Rolle: Jeder Teilnehmende soll überlegen, womit ihn ein Kind oder Jugendlicher so richtig auf die Palme bringen kann.
„Rote Knöpfe hat jeder Mensch“, erklärt Bentler. „Im pädagogischen Umfeld ist es wichtig, sie zu kennen – und dann mit mir daran zu arbeiten, dass sie sich im Laufe der Schulungsmodule erst gelb und dann sogar grün färben.“ Denn es ist angenehmer, auf eine Provokation souverän zu reagieren, als sich vor der professionellen Reaktion zusammenreißen zu müssen.
Praxiserprobung
Die gut verwendbaren Materialien und durchdachten Anleitungen werden in der Schulung erklärt und in Rollenspielen selbst ausprobiert. Unsere Mitarbeitenden nehmen die vielfältigen praxisgerechten Impulse interessiert auf – und freuen sich sichtlich darauf, sie in den Betreuungsalltag einzubinden.
Schemapädagogik – was ist das eigentlich?
Im Alltag nutzen Menschen unbewusst erlernte Verhaltensmuster, sind sich selbst Antreiber oder Bestrafer, sind ärgerlich, verletzbar oder impulsiv – oder in guten Momenten gesunde Erwachsene bzw. im Glückliches-Kind-Modus.
In Krisensituation zeigen sie unwillkürlich Verhaltensweisen, mit denen sie im (früh-) kindlichen Alter Erfolg bei der Bedürfnisbefriedigung hatten. Diese Bewältigungsmodi können Aggression oder angepasste Unterwerfung, zwanghafte Kontrolle oder auch Lüge und Manipulation sein.
Schemapädagogisch arbeitende Fachkräfte können ihre Schützlinge abweichend von deren aktueller Rolle wahrnehmen. Sie helfen den Kindern und Jugendlichen bei der Bewusstmachung der Rollenmuster und unterstützen sie dabei, ihre jeweilige Rolle bewusst zu wählen, statt instinktiv und ungewollt immer wieder mit unpassenden Verhaltensweisen anzuecken.
Unseren Bericht zum Fachtag Schemapädagogik in unserer Mutter-Kind-Gruppe finden sie hier.